Zum Gedenken an Heinz Badewitz
Die HFF München trauert um Heinz Badewitz, der im Januar 2015 Schirmherr unserer Screenings war. Sein Grußwort, das er damals für den Katalog verfasst hat, bringt in seinen eigenen Worten auf den Punkt, wie wichtig er gerade auch für den Film-Nachwuchs war:
"Im Oktober 1963 hieß es für mich 'Auf nach München', denn ich wollte unbedingt Kameramann und Filmmacher werden. Als Praktikant im Kopierwerk der Bavaria-Ateliers lernte ich, neben dem Handwerk, auch andere Filmverrückte wie zum Beispiel Josef Vilsmeier, damals noch Kamera-Assistent, Peter Zenk, heute Produzent, und Michael Haacke, heute Chef der FFS-Film & Fernseh-Synchron, kennen. Zusätzlich besuchte ich 3 Jahre das Deutsche Institut für Film und Fernsehen (DIFF) in der Kaulbachstraße. Im selben Haus wurde dann 1966/67 die HFF München gegründet.
Im DIFF traf ich Werner Herzog und Hans W. Geissendörfer, die beide noch völlig unbekannt waren. Ich drehte unter anderem mit Uli Edel und Bernd Eichinger Übungsfilme. Damals wurde überhaupt sehr viel gedreht. An jeder Hausecke stieß man auf ein drehendes Filmteam. Wir wollten keine endlosen Diskussionen, sondern lieber gleich was ausprobieren. Ich erinnere mich, dass wir für eine einzige Szene aus einem Bernd-Eichinger-Film nach Jugoslawien gefahren wind. Bernd fuhr den VW-Bus, voll mit Equipment und Team. Am Strand übernachten, eine Szene "day for night" drehen und gleich zurück nach München.
Es gab damals sehr viele Filmemacher und Filmstudenten, die quasi mit Taschengeld Filme drehten. Es entstanden jede Menge FIlme, die man gerne auch mal im Kino sehen wollte. In München fand sich aber kein Kinobesitzer, der sein Kino dazu hergeben wollte. Ein Kinobesitzer in Hof sagte uns sofort zu. So begannen 1967 die Hofer Filmtage, ohne damals zu ahnen, dass es sie bis heute gibt.
Ich denke, es ist ganz gut, einmal zurückzuschauen und aus einer Zeit zu erzählen, die man heute kaum noch kennt.
Wenn ich die deutschen Filmhochschulen besuche, München, Ludwigsburg, Köln, Potsdam-Babelsberg und Berlin, stelle ich immer öfter fest, dass bereits der erste Übungsfilm mit einer Vermarktungsstrategie verbunden ist. Es wäre doch besser, gerade am Anfang der Studienzeit etwas ausprobieren zu dürfen, Vorbildern nach zu eifern oder, wie es Wim Wenders sagte, als er zu seiner HFF-Studienzeit befragt wurde: 'Ich habe 3 Jahre Zeit gehabt, über Film nachzudenken.'
Was kann ich heute Filmstuden/innen raten?
Glaubt an Eure Geschichten, versucht sie so umzusetzen, wie ihr das wollt. Probiert im Studium alles aus, was nachher nicht mehr so einfach geht. Und wenn ihr mal im Kino oder auf einem Festival einen Film seht, der genau dieselbe Story hat, die ihr gerade drehen wollt, dann erinnert euch wieder an Wim Wenders: Er sah damals Peter Bogdanovichs PAPERMOON. Es war genau seine Geschichte! Er war verzweifelt, aber Samuel Fuller riet: 'Dreh einfach deine Version der Geschichte:' - und es entstand einer seiner schönste Filme: ALICE IN DEN STÄDTEN.
Ich freue mich sehr, die HFF Screenings 2015 als Schirmherr zu unterstützen, ich fühle mich aber mehr als euer Partner. vor allem bin ich gespannt auf die neuen Filme.
Ich wünsche euch allen eine gute Zeit und behaltet Kino immer im Kopf, auch wenn ihr Fernsehen macht!
Herzliche Grüße
Heinz Badewitz"
Foto: FilmFernsehFonds Bayern