Cinematographer’s Gallery zeigt Ausstellung „Monogatari“
23.11.2016
Ab 11. Oktober zeigt die Cinematographer’s Gallery an der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) München eine neue Ausstellung: Vom 11. Oktober 2016 bis 16. Januar 2017 stellt der Tutor der Abteilung Kamera, Rodolfo Silveira, seine Fotografien unter dem Titel „Monogatari“ aus. Ins Leben gerufen hat die Gallery der Lehrstuhlinhaber der Abteilung Kamera, Professor Tom Fährmann.
Ausstellung zu sehen vom 11. Oktober bis 16. Januar 2017
HFF München | 4. OG, neben Raum 4.85
Monogatari
Text: Tom Fährmann
Seit vielen Jahren macht Rodolfo Silveira streetphotography, er fotografiert also, was auf der Straße los ist: Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Im Frühjahr 2016 war er zum ersten Mal in Japan, zwei Wochen, fünftausend Fotos.
Die fotografische Strategie der streetphotography gelingt besonders dann, wenn man sich in einer fremden Umgebung aufhält. Dort scannt man sein gesamtes Umfeld unter dem Aspekt des Andersartigen. Im Bemühen, sich zurechtzufinden, fallen die Unterschiede zum gewohnten Kulturkreis besonders stark ins Auge. Eine solche Situation erzeugt zum einen ein Gefühl der Verunsicherung zum anderen eine erhöhte Sensibilität für das aktuelle Umfeld. Genau das sind hervorragende Voraussetzungen für die Arbeit eines Straßen-Fotografen.
Wenn ein solcher Fotograf vom Leben und Verhalten anderer Menschen erzählen will, muss er sich unweigerlich der immer virulent spürbaren Spannungssituation zwischen dem Abbildenden und dem Abzubildenden stellen. Ein schwieriger Balanceakt, den Rodolfo Silveira mit unterschiedlichen Strategien zu bewältigen sucht. Mal ist das Einverständnis seiner „Modelle“ in den Abbildungsakt deutlich zu erkennen, bei anderen Aufnahmen wird deutlich, dass Silveira den unbemerkten Moment nutzt, um die unverfälschte Lebenssituation abzubilden. Von jedem Motiv – so erzählt er – macht er ganze Serien, nie nur ein einzelnes Bild, da nutzt er die Speicherfreude digitaler Kameras, um die Chance auf das für ihn richtige Bild zu erhöhen. Das wird besonders da wichtig, wo er quasi aus der Hüfte heraus Bilder macht, ohne die Kamera ans Auge zu nehmen.
Immer sieht Silveira in der Abbildung des Momentes auch eine Abbildung der gesellschaftlichen Situation. Jedes Bild, das er aussucht, ist für ihn ein Symbol, eine Metapher. Ich war überrascht, wie er in jedem der hier ausgestellten Bilder Spuren der gesellschaftlichen Realität Japans erkennen konnte. Daher ist der Titel der Ausstellung Monogatari, japanisch für Erzählung, durchaus zutreffend.
Rodolfo Silveira
1978 in Vila Franca de Xira in Portugal geboren
1998-1999 Ausbildung zum Tonmeister, Escola Tecnica de Image, Lissabon
seit 1999 Arbeit als Sounddesigner, Tonmeister und Livetonmischer
2006-2013 Studium BA “Film, Video, multimediale Kommunikation”,
Fokus Kamera, Universität Lusófona, Lissabon
2011 Postproduktionspraktikum, Kommunikationsabteilung des Europarats,Straßburg
2013 KODAK & API-Preis „Beste Kamera” für „A Dança de Sísifo“
2013 Gaststudium an der HFF München
seit 2014 Tutor in der Abt. VII Kamera, HFF München
2016 Gründung der Filmproduktionsfirma OK KOSMOS FILM mit Lea Becker